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Haiku Würde

Was willst Du werden?
Schwere fürcht ich, aber doch:
Würdenträgerin.

Würde. Was ist das?
Trag ich sie nicht in mir,
bringt sie mir keiner.

Freiheit und Würde.
Ohne einander geht´s nicht.
Zwillingsschwesternpaar.

Eingefangen im
Käfig der Bedingungen:
Freiheit und Würde.

Unantastbar?
Die Entscheidung liegt bei mir?
Unglaublich.

Alte Weisheit:
An dessen Tropf ich häng,
Des Sklave bin ich.

Kinderweisheit:
Glücklich fährst du erst
ohne Stützräder.

Übern Ladentisch
Geht, wo ich mich verkaufe,
auch meine Würde.

Des Menschen Würde?
Ein Vogel, im Taumelfall,
Verirrt im System.

Nur auf Gnade
Kannst, Opfer du, hoffen.
Nicht auf Ehre.

Das Geschäftliche
Neigt zur Ignoranz
Des Wesentlichen.

Alter Irrglaube:
Hast Du was, dann bist du was?
Wirst dran glauben…

Hast dich verloren
Im Dschungel dieses Lebens?
Schuldfrage zwecklos.

Warum ich helfe?
Um mich besser zu fühlen.
Was für ein Geschäft!

Ist denn der Staat,
Der so oft gescholtene,
Nicht auch nur ein Mensch?

Achtet die Menschen!
Sagte der Staat und verbot
allzu Menschliches.

Schuld und Scham

Schuld und Scham.
Führen vom Leben mich ab.
Wachpolizisten.

Schuld und Scham.
Halten mich gefangen.
Schergen des Systems.

Schuld und Scham
Zwingen zum Funktionieren.
Sklaventreiber.

Schuld und Scham
Weiden mir die Würde aus.
Hyänenschwestern.

Schuld und Scham.
Ich hab sie nicht gerufen.
Wo kamen sie her?

Geben wir denn,
Wenn wir nicht mehr träumen,
auch die Würde auf?

Wo pack ich denn
Bei meinem vielen Gepäck
Noch die Würde hin?

Wo ist die Würde?
Sie macht sich gern aus dem Staub,
den wir aufwirbeln.

Die Würde ist nur
lebendig begraben?
Bring den Spaten!

All meine Habe
Kommt von einem Handel her.
Woher mein Sein?

Wo wär´ die Würde,
wenn ich einfach nur wäre
und nicht hätte?

Leben ohne Sein?
Haben oder Nicht-Haben.
Ist heut´ die Frage.

Die Würde ist kein Ding,
deshalb ist sie wohl wirklich
unfasstastbar.

Würdelos zu handeln
Ist schwerwiegender als so
Behandeltwerden.

Ewiges Eilen.
Hasten von Termin zu Termin.
Ich kann nicht folgen.

Ewiges Zuviel.
Vom Müssen wie vom Haben.
Beides drückt mich.

Ewiges Ringen.
Um Freiheit, Glück und Frieden.
Und Würde wohl auch.

© Solveig Opfermann